Digitalisierung im geschäftlichen und privaten Umfeld

Christian Clauss
Sursee, 03.04.2023
Der Digitalisierung können wir uns nicht mehr entziehen. Privat wie auch geschäftlich beeinflusst sie alle Bereiche unseres Lebens. In diesem Blogbeitrag erkläre ich die Digitalisierung im Grundsatz und werde einige spannende Einblicke in die digitale Welt geben.

Mit der digitalen Welt beschäftige ich mich seit klein auf. Bereits mit meinem ersten Computer, dem Commodore 64, habe ich krampfhaft versucht, Ghostbusters mit dem Kassettenlaufwerk zum Laufen zu bringen. Seitdem hat sich sehr viel verändert. Geschäftlich durfte ich mich erstmals in meiner Tätigkeit als Dispoleiter umfassend mit der Digitalisierung beschäftigen. Durch Weiterbildungen an der Hochschule Luzern und zahlreichen Bücher sowie Podcasts konnte ich mein Wissen erweitern und es in vielen spannende Projekte bei TRAVECO und in interdisziplinären Projekte der Logistik Branche erweitern.

WAS BEDEUTET DIGITALISIERUNG?

Digitalisierung steht für die Umwandlung von analogen Inhalten wie Bildern, Texten oder Musik in digitale Formate, die ein Computer versteht. Die virtuelle Welt hat eine eigene Sprache, welche aus unzähligen 0er und 1er Kombinationen besteht. Auch alle Medien, welche wir uns zur Gemüte führen, bestehen aus dieser Sprache und nicht aus ganzen Bildern oder Buchstaben. Medien bestehen in der Digitalen Welt nur aus ganz vielen 0 und 1. Ein Computer kann diese speichern und weiterverarbeiten. Wir können damit ein Foto unseren Kollegen per E-Mail oder WhatsApp übermitteln, ein Dokument mehrfach ausdrucken und dank der eingebauten Grafikkarte auf dem Monitor anschauen.

 
Nur dank der Digitalisierung ist die nächste Stufe der Automatisierung überhaupt möglich. In Unternehmen bestehen in vielen wertschöpfenden Prozessen analoge Medienbrüche, die durch Digitalisierung sehr gut verbunden werden können.  Um auch bei der Zusammenarbeit den grösstmöglichen Nutzen zu erzielen, geht es darum, sich auch unternehmensübergreifend immer stärker digital zu vernetzen.  Diese Verbindungen bringen schnellere und transparentere Prozesse. Besonders die Transparenz macht in den meisten Fällen eine Messbarkeit erst möglich. Die Bereitstellung der Daten ermöglicht es uns auch, bessere Entscheidungen zu treffen und Geld zu sparen. 

DIGITALISIERUNG IST NICHTS REIN TECHNISCHES!

Im Zentrum der Digitalisierung steht für mich vor allem der Mensch und das Schaffen von Mehrwerten! Erst danach kommt optimieren und automatisieren. Technik allein ist nichts – im Fokus steht immer der Mehrwert!

Die Entwicklung

Die Digitalisierung hat bereits vor mehr als 200 Jahren mit der Erfindung der Lochkarte begonnen. Dank den Informationen auf der Lochkarte (Loch = 1, kein Loch = 0) wurde eine Automatisierung von Maschinen wie beispielsweise Webstühlen möglich.

Ein kleiner Ausschnitt der schnellen Entwicklung:
 
1941 Erster programmierbarer Computer von Konrad Zuse
1967 Erster 1.5 kg schwerer Taschenrechner als Prototyp
1963 Eine Digialkamera speichert Fotos für wenige Sekunden
1971 Erster Micro-Computer geht auf den Markt
1991 Start des öffentlichen Internets
1995 Erster GPS Satellit
1997 Start der Suchmaschine Google
2002 Erste Handys mit integrierter Kamera
2004 Start von Facebook
2005 Start von Youtube
2008 Schweizer E-Commerce setzt 4 Milliarden Franken um
2009 Start von WhatsApp
2010 Blockchain & Krypto: Jetzt lässt sich mit Bitcoins bezahlen
2010 Apple bringt das erste Tablet auf den Markt
2015 Alexa läutet die Smart Home Ära ein
2020 Schweizer E-Commerce setzt 10 Millarden Franken um
2021 Starke Zunahme von Homeoffice und Remote Meeting aufgrund COVID-19 Pandemie
2022 Intelligente Automatisierung wie Chatbots und künstliche Intelligenz

DIGITALISIERUNG IM GESCHÄFTLICHEN UMFELD

Der Wandel der Märkte im digitalen Zeitalter ist immens. Wir müssen die passenden Lösungen auf neue Kundenbedürfnisse haben und uns durch technische Innovationen von unseren Mitbewerbern differenzieren. Dazu ist es wichtig, dass der Ansatz «End-to-End-Digitalisierung» lautet und wir uns nicht auf Teilprozesse konzentrieren.

Für mich muss eine Digitalisierung im geschäftlichen Umfeld stets eines der folgenden Ziele verfolgen:

  • Aufbau neuer Geschäftsmodelle
  • Erschliessung von Gewinnquellen
  • Reduzierung der Durchlaufgeschwindigkeiten
  • Erhöhung der Transparenz
  • Qualitätssteigerung durch Automatisierung
  • Erhöhung der Kundenzufriedenheit durch mehr Transparenz und Interaktivität
  • Verbesserung der Mitarbeiterzufriedenheit

 

Elektronisches Gebindemanagement bei TRAVECO: Dank der digitalen Erfassung und automatischen übermittlung ins ERP-System des Kunden behalten die Auftraggeber stets eine wertvolle Übersicht.
 
Um die Digitalisierung im geschäftlichen Umfeld besser zu verstehen, zeige ich nachfolgend einige Biespiele von TRAVECO auf.
 
  • Schnittstellen statt E-Mail & Telefon

    Früher haben wir bei TRAVECO fast alle Aufträge Telefonisch oder via E-Mail erhalten und mussten diese dann Manuell in das System erfassen. Heute erledigen das über 60 Schnittstellen und darauf laufen fast 5 Millionen Transaktionen pro Jahr zwischen  uns und unseren Kunden.

  • Track & Trace vs. Telefonzelle

    Wo ist die Lieferung mit leeren Flaschen für die RAMSEIER Abfüllanlage? Früher mussten wir unseren Fahrern anrufen, um zu wissen, wo sich die ware befindet und welche Kunden bereits beliefert wurden. Heute erhalten wir diese Informationen dank GPS direkt in unseren Systemen angezeigt.
  • Automatische Avisierung vs. Telefon

    Bis 2019 mussten wir sehr viele Kunden via Telefon avisieren. Immer mehr Kunden akzeptieren SMS und E-Mail für die Anvisierung. Seit 2019 werden alle Landi Filialen am Vortag von uns per E-Mail avisiert.
  • Kühlüberwachung: Digitale Lösung vs. Logger

    Früher hatten wir Datenlogger in den LKW und wir mussten die LKW immer die Werkstatt planen, um die Daten auszulesen. Heute haben wir alle Daten online und in Echtzeit zur Verfügung.
  • Navi vs. Karte

    Als ich als meine Ausbildung zum Berufskraftahrer gemacht habe, war Karte lesen und Routenplanung ein Unterrichtsfach. Jedoch nicht elektronisch, sondern mit Faltkarten oder einem Atlas. Ich musste im Fernverkehr vor grossen Städten immer auf den Rastplatz fahren und mir die passende Stadtkarte kaufen, um meine Kunden finden zu können. Heute haben wir in unseren Hosentaschen alle Karten der Welt und mein Standort wird in der Karte automatisch markiert.
  • Digitalisierungsprojekte TETRA

    Wir haben bereits 4 von 5 Etappen in unserer Roadmap ausgerollt. TETRA steht für Telematik TRAVECO, die Etappen stehen für unsere verschiedenen Sparten wie beispielsweise Etappe 3 für Feste Güter (Palettisiert & Rollcontainer etc.) oder Etappe 4 für den Bereich Brenn- & Treibstoffe. Das Projekt TETRA 4 durfte ich gemeinsam mit der AGROLA verantworten. Hier haben wir wirklich tief in die Digitalisierungskiste gegriffen:
    • Neue Telematik App für unsere Fahrer
    • Agile Entwicklung und Prototyping
    • Neues Transport Management System 
    • IoT Boxen an allen LKW / Aufliegern und Anhängern verbaut um den LKW zu digitalisieren 
    Resultat = Die Durchlaufzeiten wurden massiv erhöht. Früher konnte AGROLA die Rechnung erst nach ca. 2 Wochen versenden. Heute ist dies bereits am Tag der Lieferung möglich.
     

DIGITALISIERUNG IM PRIVATEN UMFELD

Mobilgeräte, Apps, KI (Künstliche Intelligenz), Automatisierung und mehr ermöglichen uns fast alles zeitgleich und ortsunabhängig zu erledigten. Bedienkomfort, Prozessvereinfachung und Geschwindigkeit sind K.O. Kriterien.

Die Digitalisierung bietet uns auch Zugang zu einer Flut an Informationen über Angebote, dem Weltgeschehen und sozialpolitischen Themen. Dies ermöglicht uns detaillierte Informationen einzuholen und uns ein kritisches Bild zu machen. Durch die Sozialen Medien glauben wir heute unserem persönlichen Netzwerk mehr als Herstellern, Politikern oder renommierten Medien. Erschwerend für uns ist dabei, mit dieser grossen Informationsflut und Fake News richtig umgehen zu können.

Unsere Erwartungen für Digitale Lösungen können sehr emotional sein.
  • User Experience = Performance, Konsistenz, Personalisierung, Motivation und Feedback geben  
  • Jetzt! = Ich will nicht warten, keine unterbrüche und ladezeiten
  • intuitiv nutzbare User Interfaces = wenn ich eine Schulung benötige habt ihr verloren :)
  • KISS (keep it simple, stupid! So einfach wie möglich bitte! Kompliziert = dismissed)
  • Beispiel = Ich hasse Online Shops die einen Login von mir wollen. Ich will Paypal Express oder mit Apple Pay zahlen und alle relevanten Daten so übergeben. 
  • 24/7 es muss immer alles verfügbar sein
Fazit: Ich will überrascht werden! Ihr müsst meine Erwartungen überfüllen!
 
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Social Media Plattformen, Suchmaschinenanbieter oder Newsplattformen alles kostenlos? Bitte erst registrieren dann kannst du sofort kostenlos profitieren gibt es nicht!

Nein natürlich nicht, ihr zahlt mit euren Daten die ihr generiert und diese sind weitaus wertvoller als Geld. Die Daten die ihr hinterlasst sind personenbezogene Informationen über Interessen, Lebensweise, Psyche, Einkäufe, Standort, Kontaktdetails, Such- und Browsinghistorie, finanzielle Details oder Gesundheits- und Fitnessdaten.  Rund 80 Prozent der verfügbaren Apps sowie unzählige Webseiten sammeln solche Daten von ihren Nutzerinnen und Nutzer.
 

Anbieter von digitalen Dienstleistungen können diese gesammelten Daten für gutes Geld verkaufen. Auch nutzt die Techbranche das Wissen über ihre Nutzer, um passgenauer Werbeplätze für zielgruppengerechte Werbung anzubieten und damit Milliardenumsätze zu erwirtschaften. 80 Prozent aller Apps sammeln persönliche Daten und nutzen diese, um gezielt Werbung für Produkte und jene von zahlenden Drittanbietern zu schalten.

Seit dem Jahr 2015 sind zahlreiche neue Geräte und Systeme mit Smart Home Steuerung auf dem Markt gelangt. Diese können meist mit den Assistentsystemen Alexa, Google Assistant und Siri verbunden werden.
 
Nachfolgende Beispiele zeigen erfolgreiche Digitalisierungen aus unserem privaten Umfeld:
 
  • Elektronische News vs. Zeitung

    Ich bekomme via 20min App mehrmals täglich Newsupdates zu Themen, welche mich interessieren. Die Zeitung wird in der Nacht gedruckt und kann hinsichtlich Aktualität nicht mehr mithalten.
  • Wikipedia vs. Lexikon

    Kennt ihr Brockhaus und Duden oder Bibliotheken? Mit dem Smartphone habe ich Suchergebnisse bereits innerhalb einer Sekunde und muss nicht mühsam in dicken Bücher blättern.
  • Cloud vs. Fotoalbum

    In welchem Fotoalbum war noch mal das Bild aus dem Sizilien Urlaub 1997? In der Cloud habe ich das Foto viel schneller gefunden via Geo Tag, Zeiteinschränkung oder Stichwortsuche.
  • Spotify vs. Audiokassette

    Junge Generationen kennen Audiokassetten (max. 90 Minuten / Seite) und CDs (ca. 80 Minuten) nicht mehr. Heute können wir alle Musik der Welt mit unserem Smartphone streamen.
  • Onlineübersetzter statt Wörterbuch

    Kennt ihr noch Taschenwörterbücher? Diese benötige ich heute nicht mehr. Mein Smartphone erledigt dies mit der entsprechenden App mittels Suchfunktion, Audio- oder Bilderkennung.
  • Kryptohandel

    Heute gibt es über 10’500 Kryproassets, der Markt hat im November 2021 die Wertschwelle von 3 Billionen Dollar geknackt. An über 500 Kryptobörsen könnt ihr diese Kryptos mit wenigen Klicks handeln. Ihr könnt euch mittlerweile sogar 0.000001 Stück der Amazon Aktie kaufen, eine ganze Aktie kostet 3500 Dollar, das eröffnet auch den Normalverdienern Investments zu tätigen. So kann man mit beispielsweise nur 30 CHF diverse Trades durchführen. Im üblichen Aktienhandel undenkbar.
 

MEIN PERSÖNLICHES FAZIT ZUR DIGITALISIERUNG

  • Ich nutze Digitale Services sehr gern, zahle bewusst mit meinen Daten und gehe Sorg voll damit um!
  • Nur weil etwas digital ist, ist es nicht gleichzeitig besser als das Analoge!
  • Analoge Prozesse dürfen nicht einfach digitalisiert werden, sondern müssen neu gedacht werden!
  • Immer aus der Perspektive des Kunden denken und das Soll-Kundenerlebnis definieren!
  • Schaffen wir Wert oder ist es nur Cool? Welches Problem lösen wir? Kosten / Nutzen Verhältnis?
Die Digitalisierung hat in den letzten Jahren richtig Fahrt aufgenommen. Die Innovationen kommen getreu dem «10X Thinking» disruptiv! Autonome Fahrzeuge, Blockchain, KI, Smart Citys sind Realität und keine Träume mehr.
Ich liebe die Digitalisierung und kann die nächsten Projekte kaum erwarten.
Christian Clauss
Bereichsleiter IT & Digitale Transformation
Christian Clauss
Bereichsleiter IT & Digitale Transformation
Christian Clauss ist Bereichsleiter IT & Digitale Transformation. In seiner Funktion treibt er gemeinsam mit seinen Kollegen die digitale Transformation zugunsten von internen Anspruchsgruppen und Kunden voran. Zuvor war er bereits als Betriebs- und Dispoleiter sowie als Disponent für TRAVECO tätig. Dank seiner Ausbildung als Berufskraftfahrer hat er alle operativen Bereiche der Transportlogistik durchlaufen und kann diese Erfahrung in der Praxis in seiner heutigen Tätigkeit stets gewinnbringend einbringen.

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