Humanitäre Nothilfe für die Ukraine

TRAVECO
Sursee, 15.03.2022
Am 24. Februar 2022 begann die russische Invasion in der Ukraine. Das aggressive Vorgehen gegen die Zivilbevölkerung führte innert kürzester Zeit zu einer grossen humanitären Krise. Auch wir bei TRAVECO verfolgen das Geschehen in den (Sozialen) Medien. Die Bilder von den Angriffen gegen Familien mit Kindern, Wohnbauten, Spitälern und weiteren zivilen Infrastrukturen entsetzen. Einmal mehr wissen wir unser friedliches Leben in der Schweiz zu schätzen. Gemeinsam mit unseren Mitarbeitenden wollen wir als Unternehmen einen Beitrag leisten, die notleidende Bevölkerung zu unterstützen.

In Zusammenarbeit mit dem Verein «Humanitäre Nothilfe Ukraine» fahren wir in diesen Tagen mit humanitären Hilfsgütern in den Osten. Das Ziel ist die südmoldawische Stadt Cahul, in welcher Flüchtlinge aus der südukrainischen Region eintreffen. In diesem Blogbeitrag können Sie die Fahrt unserer Chauffeure Claudio und Stefan mitverfolgen.
 
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Erfahren Sie mehr über den Verein "Humanitäre Nothilfe Ukraine" und unterstützen Sie den Verein mit finanziellen Mitteln oder dringend benötigten Hilfsgüter (Liste einsehen). Der Verein arbeitet eng mit dem Amt für Bevölkerungsschutz des Kantons St. Gallen zusammen und verfügt über lokale Kontakte in der Ukraine, Polen und Moldawien. Dank diesem Beziehungsnetz kann sichergestellt werden, dass Ihre Hilfe direkt vor Ort eingesetzt wird.
www.hilfeukraine.org

Wochenende in Cahul

Claudio und Stefan haben das Wochenende in Cahul, der drittgrössten Stadt Moldawiens, verbracht. Wie sich noch am Freitagabend herausgestellt hat, war einer der Helfenden beim Ablad der Stadtpräsident höchstpersönlich. Dieser und der Leiter des regionalen Hilfswerks erläuterten am Samstag die Arbeit vor Ort und nahmen sie mit zu einer Besichtigung des Aufnahmezentrums. In Cahul befindet sich dieses im Studentenwohnheim, deren Studenten aufgrund der Pandemie von zu Hause aus dem Unterricht beiwohnen. Seit rund zwei Wochen werden im 5-stöckigen Gebäude ukrainische Flüchtlinge betreut. Es sind Flüchtlinge aus Städten, deren Namen wir häufig in den Medien hören, Mariupol und Odessa beispielsweise. Doch es leben hier auch Familien aus Ismajil, einer Stadt gleich an der Donau und der rumänischen Grenze.

Wer aus der südlichen Ukraine fliehen will, kommt auf dem Landweg nur über Moldawien nach Rumänien. Zwar grenzt die Ukraine an Rumänien, doch fehlt es an Brücken über die Donau. Wie sich zeigt, ist das arme Moldawien für viele Flüchtlinge meist nur ein Transitland. Insbesondere wer über ein Fahrzeug verfügt, wählt den Weg direkt weiter nach Rumänien und damit in die Europäische Union. Wer hier im Studentenwohnheim beherbergt wird, ist meist zu Fuss oder mit einer Mitfahrtgelegenheit nach Moldawien gekommen. Claudio und Stefan haben verschiedene Frauen mit Kindern besucht. Diese leben in kleinen Zimmern bis zu vier Betten und verbringen den Tag im eigenen Zimmer oder in einem der kleinen Aufenthaltsräumen. Der Krieg und die Trennung von den Vätern fällt den Kinder schwer und traumatisieren sie oft. Das wurde unseren beiden Fahrern umso mehr bewusst, als ein junger Bub an Claudio hochgesprungen ist und zu ihm «Papa» gesagt hat. Die Mütter zeigen sich tapfer und erzählen den Kindern, welch ein Held ihre Väter seien, während sie für ihr Land einstehen. Wenn die Kinder schlafen, sagte eine der Betreuerinnen, können auch die Frauen ihre Tränen nicht mehr zurückhalten. Die Trennung von ihren Männern, schlechte Nachrichten und die Ungewissheit, wie es weitergehen soll, macht auch ihnen zu schaffen. Die Frauen müssen sich entscheiden, ob sie weiter in die Europäische Union ziehen, um ein möglichst gutes Leben während dem Krieg zu haben oder ohne Perspektiven in Moldawien bleiben, wo sie etwas näher an der Heimat sind. Dass Moldawien letztendlich in erster Linie ein Durchgangsland bleibt, zeigt die Tatsache, dass alleine am Samstag 20 von 200 Personen, welche der Verein in Cahul betreut, weitergereist sind.
 
Während unser Hilfstransport aus der Schweiz unterwegs war, hat sich die Situation auf der ukrainischen Seite verschlimmert. Bereits zwei Ortschaften südlich von hier vibrieren immer wieder die Fensterscheiben, während Bomben oder Raketen auf ukrainischer Seite einschlagen. Mittlerweile sind die Übergänge in die Ukraine gesperrt. Das Hilfswerk bemüht sich um Lösungen, wieder Lieferungen in die Ukraine tätigen zu können. Bis dies möglich ist, konzentrieren sie sich weiterhin um eine bestmögliche Betreuung der neu ankommenden Frauen und Kindern. Auch Claudio und Stefan haben sich für die Flüchtlinge Zeit genommen, ihnen Aufmerksamkeit geschenkt und ihre Geschichten zusammen mit Übersetzern angehört. Insbesondere für die jungen Kindern war es sichtbar eine in schweren Zeiten willkommene Abwechslung. Verabschiedet haben sich unsere Fahrer mit Schweizer Schokolade, welche sie aus der Heimat mitgebracht haben.

Einen humanitären Hilfstransport in ein fernes Land wollten die beiden Fahrer bereits seit längerer Zeit auf privater Basis in der Freizeit und ohne Firmenlastwagen realisieren. Als der Betriebsleiter der BZ Herzogenbuchsee von ihrem Vorhaben Kenntnis nahm, erhielt TRAVECO weitere Anfragen von Behörden und ASTAG. Nach dem positiven Entscheid der Geschäftsleitung konnte dieses humanitäre Vorhaben mit den TRAVECO eigenen Lastwagen realisiert werden. Nach wie vor stellen Claudio und Stefan ihre Zeit für diesen Einsatz als humanitären Beitrag zur Verfügung. Die Kontakte der Stadt Cahul waren für die Hilfe überaus dankbar.

18. März 2022 - Tag 4

Die dritte Nacht haben unsere beiden Fahrer bei Aussentemperaturen von rund - 13 Grad in Vatra Dornei verbracht. Dank den komfortablen Standheizungen fanden sie dennoch einen guten Schlaf. Gegen 5 Uhr (4 Uhr MEZ) haben sie die Motoren ihrer Lastwagen gestartet und sind losgefahren.
Auch das heutige Teilstück führte ausschliesslich über Hauptstrassen durch verschiedene Landschaften und Dörfern, in welchen oft die Höchstgeschwindigkeit von 30 Stundenkilometer beschildert ist. Während Claudio und Stefan die Geschwindigkeit einhielten, wurden sie oft von anderen Verkehrsteilnehmern überholt. Da in Rumänien grössere Ortschaften für den Schwerverkehr gesperrt sind (Transit), musste auch bei der kleinen Stadt Roman eine Umfahrung gewählt werden. Die offizielle Umleitung erfolgte über eine teilweise vollständig defekte Nebenstrasse, auf deren Strasse aufgrund der Schlaglöcher und der zahlreichen Steine immer wieder im Schritttempo gefahren werden musste.  Die weitere Fahrt führte über Vaslui zum Grenzübergang von Oancea, wo bereits ein Mitarbeiter des örtlichen Hilfswerk auf unserer Fahrer wartete.
Mittlerweile befinden sich Claudio und Stefan am Bestimmungsort und entladen mithilfe von örtlichen Mitarbeitenden des Hilfswerks die humanitären Hilfsgüter. Nach der langen und teils anspruchsvollen Fahrt der letzten Tage freuen sich unsere Fahrer auf die Gastfreundschaft der moldawischen Helfern. Claudio und Stefan werden das Wochenende in der Region verbringen und dabei Einblick ins Hilfswerk vor Ort erhalten.
 

17. März 2022 - Tag 3

Die Nacht verbrachten Claudio und Stefan im ungarischen Dormánd. Das Frühstück haben sie sich heute selbst zubereitet und bei schönem Sonnenaufgang genossen. Viele Hilfstransporte fahren von hier direkt an die ungarisch-ukrainische Grenze weiter. Wir unterstützen im Falle dieses Transportes die Flüchtlinge aus der südlichen Ukraine, weshalb Claudio und Stefan schon bald in Richtung Rumänien abgebogen sind.
Gegen 10 Uhr am Vormittag hatten unsere Fahrer den Grenzübergang bei Satu Mare erreicht. Da Rumänien noch nicht vollwertiges Schengen-Mitglied ist, galt es für Claudio und Stefan den Pass vorzuweisen. Der weitere Streckenverlauf erwies sich als äusserst abwechslungsreich. Die zu Beginn flache Gegend mit vielen Landwirtschaftsflächen ging auf der Fahrt in Richtung Dej in eine bewaldete Hügellandschaft über. Der Höhepunkt der heutigen Strecke war ein rund 1200 Meter über Meer gelegener Pass mit dem Schloss von Dracula. Doch in Erinnerung werden Claudio und Stefan auch die zahlreichen Bahnübergänge mit Stop-Schildern und die zum rumänischen Verkehr gehörenden Pferdewagen bleiben.
 

16. März 2022 - Tag 2

Nach der Übernachtung in einem Industriequartier von Himmellindach (AT) haben Claudio und Stefan die Fahrt kurz nach 6 Uhr wieder aufgenommen. Bereits am Vorabend wurde die weitere Strecke besprochen, wobei sie die speziell für diese Reise gekauften Strassenkarten benutzten.
Etwas später am Vormittag haben sich Claudio und Stefan eine frische Dusche und ein währschaftes Frühstück gegönnt. Bei einem telefonischen Austausch mit unseren beiden Fahrern teilten sie mit, dass es ihnen blendend geht und sie sich sehr auf die weitere Reise freuen. Am Mittag haben Claudio und Stefan Wien passiert und fuhren weiter zur nächsten Staatsgrenze.
Auch in Ungarn konnten unsere Fahrer auf gut ausgebauten Autobahnen fahren, welche oft auf drei Spuren ausgebaut waren. Mitte Nachmittag erreichten Claudio und Stefan Budapest. Gerne hätten sie ein Foto von ihren Lastwagen vor dem Regierungsgebäude gemacht. Doch auch noch so breite Strassen sind im Zentrum von Budapest mit einer 12-Tonnen-Beschränkung versehen.
Am Abend haben Claudio und Stefan eine Grussbotschaft aufgenommen und sich in einem typisch ungarischen Restaurant verköstigt, selbstverständlich mit ungarischem Gulasch.
 

15. März 2022 - Tag 1

Bereits am Vorabend konnte mit Unterstützung des Bevölkerungsschutzes des Kantons St. Gallen der erste Sattelzug beladen werden. Heute fuhren Claudio und Stefan nach Salez im St. Galler Rheintal. Hier beim landwirtschaftlichen Zentrum koordiniert der Verein die humanitäre Nothilfe. Beim Beladen des zweiten Sattelzugs ging es auch darum, eine genaue Ladeliste zu erstellen. Mit dieser konnte die Ladung beim Zoll angemeldet sowie für Deutschland und Ungarn eine Mautbefreiung beantragt werden. Nachdem die Zollformalitäten abgeschlossen waren, haben unsere Fahrer Claudio und Stefan die Schweiz bei St. Margrethen kurz nach 16 Uhr verlassen. Die Fahrt führte sie nach München und anschliessend weiter bis Simbach am Inn. Gegen 20.30 Uhr überquerten sie den Inn und übernachten nun im österreichischen Himmellindach.
 

Die geladenen Hilfsgüter

Aufgrund des direkten Kontaktes ins Krisengebiet ist es dem Verein möglich, genau die Ware ins Krisengebiet zu senden, welche vor Ort benötigt werden. Insgesamt transportieren wir Hilfsgüter im Umfang von zwei komplett beladenen Schubbodenaufliegern. Dazu gehören insbesondere gut haltbare Lebensmittel, Windeln und weitere Hygieneartikel, Verbandsmaterial, Schlafsäcke, Matten und Wolldecken, Bettwäsche sowie ausgewählte Kleider für Kinder und Frauen.

 

Das Ziel unseres Hilfstransports

TRAVECO war es wichtig, mit einer Organisation zusammenzuarbeiten, welche über die entsprechenden Kontakte verfügt. Die Gründungsmitglieder des Vereins «Humanitäre Nothilfe Ukraine» verfügen seit Jahren über gute Kontakte in Polen, Ungarn und Moldawien. Damit können wir sicherstellen, dass die von uns transportierten Güter direkt der betroffenen Bevölkerung zugutekommt.

Wir wurden gebeten, den Transport nach Moldawien zu übernehmen, welches eines der ärmsten Länder Europas ist. Seit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine sind bereits mehr als 100'000 Flüchtlinge in die Republik Moldawien geflüchtet. Gemessen an der Bevölkerung ist Moldawien mit grossem Abstand dasjenige Land, welches in den letzten Wochen am meisten Flüchtlinge aufgenommen hat. Gleichzeitig erhält es von der internationalen Gemeinschaft weniger Aufmerksamkeit, als beispielsweise Polen, welches bereits über eine Million Flüchtlinge aufgenommen hat.

Unsere Fahrzeuge fahren vom Kanton St. Gallen in die südmoldawische Stadt Cahul, welche knapp 30 Kilometer von der ukrainischen Grenze und dem Oblast Odessa entfernt liegt. Claudio und Stefan werden eine Strecke von rund 1'850 Kilometer über Deutschland, Österreich und Rumänien zurücklegen.

 
TRAVECO
Sursee
Die TRAVECO Transporte AG erbringt mit mehr als 350 Lastwagen und über 750 Mitarbeitenden umfangreiche Transport- und Logistikdienstleistungen. Die Kernkompetenzen sind Produkte des Detailhandels, Getränke, Brenn- und Treibstoffe sowie Transporte entlang der gesamten landwirtschaftlichen Wertschöpfungskette. Im Bereich Lagerlogistik stellt TRAVECO ihren Kunden mehr als 60'000 m2 Lagerfläche zur Verfügung. Das Dienstleistungsangebot wird mit Werkstätten für Drittkunden sowie eigenen Tankstellen und Waschstrassen für Nutzfahrzeuge komplettiert.

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